Mara ‘24 - Teil 3: Raubkatzenaktionstag
Der Wecker klingelte deutlich vor 5:00 Uhr. Doch spätestens seit den gestrigen Erlebnissen wußten wir, wofür. Wir nahmen das alternativlose Masai-Shuttle und stampften den laternengesäumten Weg durch die Nacht bis zum Lobby-Zelt. Frisch war es, und die Gedanken hafteten noch an der Wärmflasche. Die Dieselmaschinen der Landcruiser liefen sich schon warm. Wir sammelten uns im Lobby-Zelt für einen Tee oder Kaffee.
Dann ging es los. Wir saßen heute Vormittag in Jonathans Fahrzeug gemeinsam mit Uwe. Besonderes Kennzeichen dieses Autos: Videokanzel an der Beifahrerseite. Uwe hatte hier seinen Videoneiger befestigt.
Erstaunlich, wie sich die Fahrer in dieser Dunkelheit orientierten. Wegweiser sind in der Masai Mara Mangelware. Doch wer braucht die schon. Selbstfahrer dürfte es hier kaum geben, und die lokalen Masai-Fahrer kennen sich in der nur 1.500 qkm großen Masai Mara aus. Die im Süden angrenzende Serengeti ist etwa zehnmal so groß.
Gegen die Kälte halfen die “klassischen”, roten Masai-Decken. Wir fuhren etwa 30 Minuten durch die Dunkelheit. Langsam wurde es heller. Gegen 6:10 Uhr entdeckten wir einen Löwen. Diesmal wurde gebremst. Die Lichtverhältnisse waren um diese Uhrzeit noch bescheiden. Aber genau darin bestand die Herausforderung.
Das Männchen folgte einem Weibchen. Unser unfaßbares Glück vom Vortag schien sich fortsetzen, denn die beiden waren ein Paar und pflanzten sich vor unser Augen fort. Nur meinem lichtstarken Teleobjektiv und einer ausgezeichneten Entrauschungssoftware ist es zu verdanken, dass von ISO 12.800 mehr als nur Rauschen übrig blieb.
Der Blick der Löwin spricht Bände.
Die Hoffnung, dass sich die Aktion etwas später bei besserem Licht wiederholen könnte, blieb unerfüllt. Doch gesellte sich noch ein zweites Männchen hinzu; die Löwin war in der Zwischenzeit weitergetrottet.
Nach einer guten halben Stunde bei den Löwen ging es weiter zum eigentlichen Ziel: einer Gepardin mit ihren vier Heranwachsenden. Diese fand unser Fahrerteam auch ziemlich schnell. Ein traumhaftes Morgenlicht hatte sich eingestellt. Würden die fünf jetzt etwa auf die Jagd gehen?
Potenzielle Beute: junge Thomson-Gazellen
Und ja, sie gingen auf die Jagd und waren bei einer jungen Gazelle erfolgreich. Doch die Freude währte nicht lange, denn ein Rudel Hyänen hatte vom Erfolg der Katzen Wind bekommen und jagte ihnen die Beute kurzerhand wieder ab. Das ist ein recht häufiges Geparden-Schicksal.
Schnell war es um das Kleine geschehen.
Hier kann die Gepardin nur noch zusehen, wie die Hyäne die Beute stiehlt.
Nach der Jagd ist vor der Jagd: diese Geschwister tauschen Zärtlichkeiten aus.
Nach so viel Raubkatzen-Action fuhren wir zum Sand River in der Hoffnung, einem “Crossing” (Gnus und/oder Zebras passieren den Fluss) beiwohnen zu können. Dazu kamen wir aber offenbar ein paar Minuten zu spät, denn der überwiegende Teil der Gnus war schon auf unserer Seite angekommen. Der Sand River war zu diesem Zeitpunkt vielleicht knöcheltief, so dass die Querung - auch mangels Krokodilen - nicht so spektakulär geworden wäre. Der richtige Zeitpunkt für das Frühstück war gekommen. Jonathan und Ben boten alles auf, was die Küche des Olive Bush Camps in früher Stunde gezaubert hatte: Omelett, Sandwich, Obst, Tee und Kaffee …
Buschfrühstück
Ein Blick auf den Arbeitsplatz
An diesem Vormittag begegneten uns noch Hyänen, Zebras und Eland-Antilopen. Gegen 11:00 Uhr kamen wir wieder im Camp an.
Keine Schönheit: Tüpfelhyäne
Zebras
Mittagstisch direkt am Mara River
Nach Mittagspause und kleiner Siesta ging es dann gegen 15:30 Uhr auf die Nachmittagssafari - diesmal mit Ben als Fahrer. Dieser positionierte uns perfekt vor dem ersten Highlight des Nachmittags: einer Löwin an einem frisch gerissenen Zebra.
Was für eine Sauerei: es scheint trotzdem zu schmecken.
Danach genossen wir die Weite der Ebenen und beobachteten einen nicht enden wollenden Strom an Gnus und Zebras, die auf uns zukamen.
Lebendig sind sie ein schönerer Anblick.
Der Nachmittag hielt noch eine weitere Überraschung bereit: wir entdeckten ein Spitzmaulnashorn, das sich nur kurz aus dem Unterholz hervorwagte. Genau diesen Moment konnten wir abpassen. Danach verschwand es im Gestrüpp und tauchte nicht wieder auf.
Ein ziemlich entspanntes Spitzmaulnashorn
Zum Abschluss des Abends fanden wir noch ein Löwenpärchen, das sich aber in unserer Anwesenheit nicht zur Paarung hinreissen liess. Aber den Vorgang hatten wir ja erst heute Morgen gesehen, wenn auch bei bescheidenen Lichtverhältnissen.
Kabbeleien unter Partnern
Nach dem Sundowner ging es zurück ins Camp, wo uns wenig später das Abendessen in der gewohnten Qualität erwartete.
Es war immer wieder erstaunlich, was die Küche so alles auf die Beine stellte.